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Hilfe bei der Sanierung „herrenloser“ Grundstücke

In Zusammenhang mit der Reaktivierung des ehemaligen Rasspe-Areals, künftig Stöcken 17, fällt immer wieder der Begriff „ AAV - Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung“. Doch welche Rolle spielt dieser Verband genau? Darüber sprach die Redaktion Stöcken 17 mit dem AAV-Geschäftsführer, Dr. Roland Arnz.

 

Herr Dr. Arnz, welche Aufgaben übernimmt der AAV - Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung in Solingen?

 

Der AAV wurde in NRW vor fast dreißig Jahren mit dem Ziel gegründet, im Land bestimmte Altlasten zu sanieren. Wir kommen zum Beispiel immer dann ins Spiel, wenn sich niemand mehr findet, der für eine Sanierung verantwortlich gemacht werden kann. Das ist - wie hier in Solingen - oft dann der Fall, wenn das Unternehmen insolvent wurde. In solchen Fällen können sich die Kommunen an uns wenden. Wir übernehmen dann in aller Regel bis zu 80 Prozent der Kosten der Sanierung. Außerdem bringen wir auch die vielfältigen Erfahrungen aus unserer langjährigen Tätigkeit in über hundert Projekten mit. Und darüber hinaus fungieren wir als sogenannter Maßnahmenträger, wir übernehmen also in der Regel die Federführung bei diesen Projekten.

Dr. Roland Arnz: "Der AAV unterstützt die die Kommunen wie oben gesagt bei Grundstücken, für die niemand mehr für eine Sanierung herangezogen werden kann. "

Und wofür steht die Abkürzung „AAV“?

Das Kürzel „AAV“ stammt aus der Gründungszeit des Verbandes vor fast dreißig Jahren als „Abfallentsorgungs- und Altlastensanierungsverband“. Unter dem Kürzel AAV sind wir bekannt, das ist unsere Marke.

Was ist überhaupt der Unterschied zwischen Flächenrecycling und Altlastensanierung? Ist das nicht dasselbe?

Altlasten sind Grundstücke, bei denen Boden und/oder Grundwasser mit Schadstoffen belastet sind. Bei der Altlastensanierung werden diese Schadstoffe entweder ganz aus dem Boden/Grundwasser entfernt oder auf andere Weise gemindert und damit möglichst unschädlich gemacht, das heißt hier steht die Abwehr von Gefahren im Vordergrund. 

Ziel des Flächenrecyclings ist es, Flächen einer neuen Nutzung zuzuführen und Brachflächen so aufzubereiten, dass wieder in den Wirtschaftskreislauf eingegliedert werden können. Das bedeutet, dass wir uns zum Beispiel auch um den Rückbau der Gebäude kümmern.

 

Warum gibt es überhaupt einen eigenen Verband, der sich mit Altlastensanierung, also Bodenverunreinigungen, beschäftigt? Warum überlässt man das nicht den Kommunen?

 

Der AAV unterstützt die die Kommunen wie oben gesagt bei Grundstücken, für die niemand mehr für eine Sanierung herangezogen werden kann. Durch die Übernahme von 80 Prozent der Kosten und der Maßnahmenträgerschaft werden die Kommunen in NRW durch den Verband nicht nur finanziell, sondern auch personell unterstützt. Durch unsere langjährige Erfahrung und das damit verbundene hohe Fachwissen können wir die meist komplexen und anspruchsvollen Fragestellungen in den Projekten zielführend bearbeiten und beantworten. Und das geschieht immer in enger Abstimmung mit den Kommunen.

Mit 65.000 Quadratmetern ist das Areal eine überdurchschnittliche große Fläche, die nun in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt wird.

Wer sind die Mitglieder Ihres Verbandes?

Hinter dem AAV stehen im Rahmen einer freiwilligen Kooperationsvereinbarung das Land Nordrhein-Westfalen, die Kommunen des Landes sowie Teile der nordrhein-westfälischen Wirtschaft.

Wie finanziert sich der AAV?

Der AAV erhält von seinen Mitgliedern rund 8,5 Mio. € pro Jahr. Schwerpunkt sind dabei die Mittel des Landes mit 7 Mio. €. Die Kommunen, die beim AAV Projekte anmelden, übernehmen i. d. R. 20 % der Sanierungskosten. Außerdem fließen Erlöse aus Verkäufen von sanierten Grundstücken wieder an den AAV zurück. Diese können wir dann wieder in neue Projekte investieren.

Welche prominenten Projekte hat der AAV bisher durchgeführt?

Letztlich haben alle AAV-Projekte eine besondere Bedeutung. Durch die Sanierung ist wieder ein gesundes Lebens- und Arbeitsumfeld vorhanden. Und durch die Aufbereitung von Brachflächen – häufig Schandflecken in den Städten – leisten wir einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und zur Reduzierung des Flächenverbrauchs. Beispiele sind das Museumsquartier in Hamm oder die Fläche der ehemaligen Elektrochemischen Fabrik in Kempen. Nicht zuletzt ist sicher auch das Rasspe-Areal ein Projekt von besonderer Bedeutung.

Hat der AAV schon einmal ein Projekt in Solingen durchgeführt?

Ja, schon zu Beginn der 1990er Jahre haben wir den Obenrüdener Kotten, einen ehemaligen Schleifkotten, in Solingen saniert. Und im Jahr 2012 sanierte der AAV den ehemaligen Galvanikstandort der Firma „Goldau“. Dort sollten laut Plänen der Stadt Solingen Wohnungen entstehen. Außerdem gibt es ein weiteres gemeinsames Projekt in Solingen, das „Gewerbegebiet Südpark“, an dem wir gerade arbeiten.

Welche besonderen Herausforderungen stellen sich aus Ihrer Sicht bei der Reaktivierung des Rasspe-Areals?

Dieser Standort soll möglichst schnell wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Denn mit 65.000 m² ist das eine überdurchschnittlich große Fläche, die für die landschaftlichen Verhältnisse im bergischen Land relativ eben ist. Weil wir es hier mit vielen verschiedenen Aspekten aus dem Bodenschutz- und Planungsrecht, dem Natur- und Artenschutz und nicht zuletzt aus dem Denkmalschutz zu tun haben, handelt es sich insofern um ein Projekt mit sehr komplexen Herausforderungen. Aber für solche Fälle gibt es ja den AAV.

 

Weitere Informationen über den AAV: www.aav-nrw.de