Die Arbeiten zur Sanierungsuntersuchung auf dem ehemaligen Rasspe-Areal haben plangemäß begonnen. Aktuell ist die Prof. Burmeier Ingenieurgesellschaft mbH (BIG) im Auftrag des AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (Hattingen) noch mit der umfänglichen Datenanalyse befasst. Die Redaktion von Stöcken 17 sprach mit Dipl.-Ingenieur Christian Poggendorf, Prokurist des Unternehmens, über die nächsten Schritte und die besonderen Herausforderungen bei der Sanierungsplanung für Stöcken 17.
Herr Poggendorf, was liegt in Sachen Stöcken 17 bei der BIG zurzeit auf dem Tisch?
Zurzeit werden die bestehenden Gutachten gesichtet und unter der heutigen Fragestellung neu erschlossen. Die alten Daten werden neu interpretiert, weil sich die Fragestellung geändert hat.
Wie sieht diese Fragestellung aus? Warum ist es eine andere Fragestellung?
Die Altgutachten bieten uns vor allem die Erkenntnis, welche Gefährdungen von dem Grundstück ausgehen. Das ist die Altlasten bezogene Fragestellung. Die Frage, um die es bei uns zurzeit aber vorrangig geht, ist abfallrechtlicher Natur. Beispiel: Wie können wir vorhandenes Material (Boden und Bauschutt) verwenden, wenn wir das Gelände für eine Gewerbeansiedlung neu gestalten? Entweder wird es herausgenommen und außerhalb des Standortes entsorgt, abhängig von der Abfallqualität. Oder wir können Teile davon auf dem Standort wieder verwenden. In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Interpretation der vorhandenen Daten. Für die geänderte Fragestellung werden ergänzende Untersuchungen nötig sein. Dazu muss noch eine Planung erfolgen. Es geht also im Moment darum, die bestehenden Gutachten auf eventuelle Lücken zu untersuchen, herauszufinden, ob nach heutigem Stand noch Parameter fehlen, die für eine
Sanierungsplanung wichtig sind. Zum Teil gibt es ja auch Flächen, die noch gar nicht untersucht worden sind.
Um welche konkreten Untersuchungen geht es nach der Datenanalyse?
Es geht vor allem um Bodenaufschlüsse. Das können Bohrungen sein, oder wir legen so genannte Baggerschürfe an, ca. zwei bis drei Meter tiefe Löcher, die mit dem Bagger ausgehoben werden, so dass der Schichtaufbau des Untergrundes noch besser erkennbar ist und beprobt werden kann.
Mit Baggerschürfen kommen wir natürlich nicht so tief wie mit Bohrungen, auf der anderen Seite sieht man daran mehr. Das ist im Moment die Frage: Wo genau machen wir an welcher Stelle welche Untersuchungen, um alle für die weitere Planung erforderlichen Informationen zur Verfügung zu haben?
Die genauen Standorte für diese Untersuchungen auf dem Areal sind also zurzeit noch nicht identifiziert?
Aus den Altuntersuchungen wissen wir, dass im Bereich der ehemaligen Produktionsanlagen lokal erhöhte Belastungen vorliegen, die bei der Sanierung der Altlasten und vor einer Umlagerung von Boden auf jeden Fall beseitigt werden müssen. Was wir neben der Untersuchung des Bodens parallel auch mit betrachten werden, ist alles, was an Abfällen auf dem Gelände liegt, beispielsweise bei der ehemaligen Gießerei die Altsande. Ebenso ist die Bausubstanz in diesem Zusammenhang noch ein wichtiges Thema. Dazu gibt es bereits sehr gute Unterlagen. Seinerzeit wurden allerdings bestimmte Gebäude nicht untersucht, die heute mit ins Projekt gehören.
Wann beginnen die sichtbaren Arbeiten auf dem Gelände?
Das wird noch etwas dauern. Voraussichtlich Mitte Oktober werden wir zunächst dem AAV und der Wirtschaftsförderung sowie der Stadt Solingen unser Untersuchungskonzept vorstellen. Danach erfolgen die Ausschreibungen für die Erkundungsarbeiten und die weitere Analytik. Das wird wahrscheinlich auch noch einmal einen Zeitraum von etwa acht Wochen in Anspruch nehmen. Es ist im Augenblick fraglich, ob wir vor Weihnachten den ersten Bagger auf dem Areal sehen werden.
Sehen im Vergleich zu bereits abgewickelten Projekten ähnlicher Größenordnung auf dem ehemaligen Rasspe-Areal besondere Herausforderungen auf sich zukommen?
Keine, die wir mit dem AAV als Maßnahmenträger sowie der Stadt Solingen und der Wirtschaftsförderung nicht lösen könnten. Eine technische Herausforderung stellt sich erfahrungsgemäß immer dann, wenn es in einer späteren Projektphase darum geht, wie die Oberfläche eines solchen Areals durch Auf- und Abtrag von Material gestaltet wird. Ziel ist es immer so geschickt vorzugehen, dass Material, das wir auf dem Standort vorfinden - sofern dies geeignet ist - auch vollständig zu verwenden, um auf den verschiedenen Höhenniveaus Flächen zu gewinnen, die für eine spätere Nutzung auch brauchbar sind. Das ist der kreative Teil des Prozesses.
Können Sie an einem Beispiel aus früheren Projekten erklären, wie sich solche Herausforderungen konkret dargestellt haben?
Aufgrund der unterschiedlichen Tragfähigkeit von Materialien lässt sich nicht auf jedem Baugrund gleich gut bauen. Auch auf dem Rasspe-Areal gibt es künstliche Auffüllungen wie Schutt, der einfach irgendwann einmal dorthin gekippt wurde ohne verdichtet worden zu sein. Das war damals typisch: Die Unternehmen sind gewachsen und man hat sich mit den Abfällen weitere horizontale Flächen geschaffen. Das ist zwar kein sauberer Boden, aber zum Teil für eine zukünftige Bebauung nutzbares Material. Bei einem Projekt in Hannover, der Wasserstadt Limmer, hier ging es um die Reaktivierung des ehemaligen Continental-Areals, haben wir dieses Material genutzt und damit neue Flächen modelliert und zusätzlich - da es dort um Wohnbebauung ging – sauberen Boden aufgebracht. Ein Vorteil ist, dass der AAV als Maßnahmenträger seine vielfältigen Erfahrungen mit solchen Projekten zusammen mit uns, der Wirtschaftsförderung und den Fachabteilungen der der Stadt Solingen einbringt.